24.11.2006 | PRESSEKONFERENZ
Blick in die Welt der Zellen wird schärfer
Das InnoRegio-Projekt Netzwerk BioMeT Dresden hat in den vergangenen sechs Jahren der Biotechnologieregion Dresden starke Impulse gegeben. Basis für die wirtschaftliche Entwicklung waren Forschungsprojekte, deren Ergebnisse den Nährboden bilden für Neugründungen und Unternehmensansiedlungen. So entstanden in der Region zirka 2.500 neue Stellen in Biotechnologieunternehmen, Forschungseinrichtungen und ihren Zulieferern. Die Initiative wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit fast 24 Mio. Euro gefördert. Die beteiligten Unternehmen brachten einen Eigenanteil von 13,2 Mio. Euro auf.
Dem Start von „Netzwerk BioMeT Dresden“ ging ein Wettbewerb voraus. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) rief 1999 die Initiative InnoRegio (Unternehmen Region) aus und suchte nach Konzepten für herausragende regionale Bündnisse. Die Idee einer Vernetzung von Biotechnologie und Ingenieurwissenschaften setzte sich gegen 444 Konkurrenten durch und bekam die Höchstförderung von ca. 20,5 Mio. Euro für die Entwicklung der Biotechnologieregion Dresden. Inhalt des Antrages waren Forschungsvorhaben mit denen die Bereiche Biologie, Medizin und Technik eng vernetzt werden sollten.
„Das BMBF-Förderprogramm InnoRegio hat in Ostdeutschland viel bewegt“, sagte der im Bundesforschungsministerium zuständige Referatsleiter Hans-Peter Hiepe: „Es hat Unternehmergeist geweckt, Kräfte mobilisiert und vorhandene Innovationspotenziale erschlossen. BioMeT Dresden ist ein hervorragendes Beispiel dafür, welche Ziele ein funktionierendes Netzwerk in nur wenigen Jahren erreichen kann, wenn alle Beteiligten konsequent ihre gemeinsame Innovationsstrategie verfolgen. Dresden ist heute nicht nur Silikon Saxony, sondern auch ein wesentlicher Teil von Biosaxony. Die Stadt hat ein unverwechselbares Profil entwickelt und sich als Technologie- und Wissenschaftsstandort etabliert. An diesem Erfolg hat BioMeT entscheidenden Anteil.“
Aufbau des Netzwerkes BioMeT Dresden
Im Jahr 2000 wurden die für das Vorhaben nötigen Strukturen geschaffen. Die Koordination übernahm die neu geschaffene BioMeT –Geschäftsstelle. Realisiert wurde das Management von der GWT der Technischen Universität Dresden GmbH. Die Geschäftsstelle baute ein Netzwerk auf, in dem Austauschprozesse zwischen Forschungseinrichtungen und Unternehmen initiiert werden konnten. Sie übernahm auch die Akquisition geeigneter Anträge für geplante Forschungsvorhaben und ließ sie begutachten. So wurden 90 Projektskizzen bearbeitet, von denen 36 gefördert worden sind.
Über die gesamte Projektlaufzeit wurden 29 Forschungsvorhaben sowie fünf Bildungs- und Dialogprojekte begonnen, die meisten davon sind bereits abgeschlossen. Ergebnisse sind innovative Verfahren oder Produkte, die mittelfristig in die Vermarktung gehen werden.
Ergebnisse aus den Forschungsprojekten
Auf der Pressekonferenz wurden drei Forschungsprojekte vorgestellt:
Geschäftsführer Norman Brückner von der Catgut GmbH aus Markneukirchen präsentierte ein Verfahren, mit dem Knochenersatz für Röhrenknochen gezüchtet werden kann. Zusammen mit der Technischen Universität Dresden, dem Universitätsklinikum Carl Gustav Carus in Dresden und dem Leibniz-Institut für Polymerforschung Dresden wurde das Verfahren entwickelt. Dafür werden so genannte Scaffolds hergestellt. Diese sehen aus wie gestrickte Unterlegscheiben. Das Material wird mit Knochenzellen besiedelt und dann aufgefädelt, bis eine Knochenlänge entsteht, die dem Patienten fehlt.
Jelka Schlagenhauf von der 2004 gegründeten nAmbition GmbH berichtete von einem Verfahren, das neue Einblicke in mikrobiologische Strukturen zulässt. Dafür tastet das Unternehmen mit einer Nano-Nadel Zellstrukturen ab, ähnlich dem Verfahren eines Plattenspielers, der mit einer Nadel Strukturen in Töne umwandeln kann. Das erste auf dieser Technologie basierende Gerät soll 2007 verfügbar sein.
Prof. Richard W. Funk, Leiter des Instituts für Anatomie an der TU Dresden, stellte ein Verfahren vor, das er an seinem Institut gemeinsam mit der Herzzentrum GmbH, der TECHNO-COAT Oberflächentechnik GmbH, der MAJA Medizintechnik GmbH und dem Forschungszentrum Rossendorf entwickelte. Den Wissenschaftlern ist es gelungen, den oft im menschlichen Körper eingesetzten Kunststoff Polyurethan an der Oberfläche so zu verändern, dass die daraus hergestellten Implantate für den Organismus besser verträglich sind.
Einen Überblick über alle Projekte finden Sie auf der Internetseite
www.biomet-dresden.de
Effekte für die Region Dresden
Für die Region Dresden ist die Entwicklung des Netzwerkes BioMeT Dresden mit wesentlichen Effekten verbunden. Das entstandene Wissen bot den Nährboden für die Gründung von 23 neuen Unternehmen, acht Unternehmen siedelten sich in der Region an. Eingesessene Unternehmen stockten das Personal auf. So entstanden primär nachweislich rund 750 Arbeitsplätze. BioMeT Dresden hatte auch einen positiven Effekt auf die wissenschaftlichen Einrichtungen. Dort entstanden etwa 500 neue Arbeitsplätze. Durch das aktive Standortmarketing entstand eine „Leuchtkraft“ des Standortes, wodurch neben Unternehmen auch internationale Spitzenforscher nach Dresden geholt werden konnten.
Damit konnten in Unternehmen und Forschungseinrichtungen insgesamt 1.250 neue Arbeitsplätze gezählt werden. Durch den hohen Bedarf der Biotechnologie an Serviceleistungen kann davon ausgegangen werden, dass im Bereich der Zulieferer und Dienstleister noch einmal rund 1.250 Stellen entstanden sind. Diese wurden nicht erfasst, sondern auf Basis der Umwegerentabilität ermittelt.
„Rund 2.500 neue Stellen, das ist noch nicht das Ende der Fahnenstange. Viele Innovationen gehen erst noch in die Verwertung.“, so Hans-Jürgen Große, Leiter der Geschäftsstelle BioMeT, auf der Pressekonferenz. „Wir rechnen in den kommenden Jahren mit weiteren neuen Arbeitsplätzen.“
Ein weiteres Ziel von BioMeT Dresden war, die Aufklärung der Öffentlichkeit über die Forschungsvorhaben und die Ziele der Biotechnologie an sich zu gewährleisten. Dazu wurde mit verschiedenen Aktionen ein Dialog mit der Öffentlichkeit entwickelt, um ein positives Umfeld für die neue Wissenschaftsdisziplin zu schaffen. Diese Veranstaltungen, darunter die Dächerwanderungen und Dialogabende im Deutschen Hygienemuseum, wurden sehr gut von einem breiten Publikum angenommen.
Mit dem Projektabschluss läuft die Förderung für die BioMeT- Geschäftsstelle Dresden aus. Die Aufgaben werden dann von dem 2001 gegründeten Verein BioMeT e.V. Dresden fortgeführt.

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